Hessischer Baseball & Softball Verband e.V.
 

06.03.2009 | HBSV-News
Interview mit HBSV Präsident Olaf Hornig

von Tobias Renner Die Saison nähert sich mit großen Schritten. Doch bevor der erste Pitch geworfen wird, traf sich Tobias Renner (Referent der Öffentlichkeitsarbeit) mit dem Präsidenten des HBSV e.V., Olaf Hornig, zum Gespräch über das kommende Spieljahr 2009. Der 40jährige Bankkaufmann aus Wiesbaden ist seit 1992 im HBSV-Präsidium und seit 1996 HBSV-Präsident. Zudem ist Hornig der Vizepräsident der Deutschen Baseball & Softball Jugend, Revisor beim Bildungswerk des Landesportbundes Hessen e.V. und Mitglied des DBV-Sportgerichts. Neben diesen Funktionärstätigkeiten ist er als Baseballschiedsrichter (B-Lizenz) und Softballschiedsrichter (C-Lizenz) und Spielertrainer im Slow-Pitch-Team der Wiesbaden-Flyers aktiv. Renner: Welches sind die wichtigsten Ziele die sich der HBSV e.V. in diesem Jahr gesteckt hat? Hornig: Wir sind momentan dabei, einige strategische Dinge neu zu ordnen. Zum einen müssen wir natürlich weiter die bestehende Organisation des Verbandes ausbauen und verbessern. Das nimmt viel Zeit in Anspruch. Das ist so ähnlich wie mit der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise. Manchmal überschlagen sich nun einmal die Ereignisse und die notwendigen - und vor allem richtigen - Antworten sind nicht immer gleich da. Und auch bei der Umsetzung geht es dann nicht so schnell, wie sich das alle Beteiligten gerne wünschen würden. Ich will ein Beispiel nennen: Die Mitgliederzahlen der Baseball- und Softballvereine sind im gesamten Bundesgebiet in den letzten Jahren rapide gesunken. Auch Hessen war und ist davon betroffen. Wir haben mit verschiedenen Maßnahmen versucht, diese Entwicklung zu stoppen und gegenzusteuern. Auf Bundes- wie auf Landesebene. Die Ideen sind da. Mehr Breitensport, Baseball in der Schule etablieren, gezielte Förderung von Nachwuchstalenten, finanzielle Stärkung der Vereine und des Verbandes, Stärkung des Ehrenamtes usw. Die Umsetzung ist oft das Problem. Aber ich will nicht klagen: Wir haben gerade in den letzten Jahren trotz dieser Probleme einige enorme Fortschritte gemacht. Hessische Vereine spielen inzwischen in den überregionalen Ligen wieder eine gewichtige Rolle. In Bad Homburg, Darmstadt, Dreieich, Erbach, Kassel, Frankfurt, Hünstetten und auch anderswo wird auf hohem Niveau Baseball und Softball gespielt. Mit Ludwig Glaser, Donald Lutz und Kevin Kiehl oder auch den Raab-Brüdern aus Dreieich - um nur einige zu nennen - sind in den letzten Jahren hessische Talente herangewachsen, die ein Zeugnis über die gute und erfolgreiche Nachwuchsarbeit der hessischen Vereine ablegen. In diese Richtung muss es weiter gehen. Auch wenn wir das eine oder andere Talent an andere Bundesländer abgeben müssen. Renner: Mit welchen Maßnahmen wird versucht werden, diese Ziele zu erreichen? Hornig: Meine Kollegen im Präsidium und ich haben uns immer bemüht, möglichst personenunabhängig das Tagesgeschäft zu organisieren. Daher haben wir vor einigen Jahren beschlossen, für den Spielbetrieb und für die Verbandsgeschäftsführung bezahlte Kräfte einzustellen. Für lang- und mittelfristige Projekte ist dann mehr oder weniger das Ehrenamt zuständig. Allerdings fehlt uns seit Jahren noch jemand, der neben Spielbetrieb und Geschäftsführung noch die dritte Säule, nämlich den Leistungssport, hauptamtlich betreut. Dies scheiterte bislang immer an den finanziellen Ressourcen. Im Lichte der bevorstehenden IOC-Entscheidung über den Verbleib von Baseball und Softball als olympische Medaillensportart werden wir in dieser Richtung vor 2010 keine weiteren Bemühungen starten. Nichtsdestotrotz werden wir für 2009 vor allem die Themen Breitensport und Kooperationen mit Schulen - insbesondere mit Ganztagsschulen - weiter vorantreiben. Das alles geht natürlich nicht ohne die Vereine vor Ort. Aber die konzeptionellen Vorarbeiten die wir als Verband leisten müssen, sind bereits in die Wege geleitet und stehen kurz vor dem Abschluß. Renner: In diesem Jahr steht die wichtige Entscheidung des IOC über den Verbleib von Baseball bei den olympischen Spielen an. Welche Auswirkungen hätte es für den HBSV e.V., wenn Baseball keine olympische Sportart mehr wäre? Hornig: Da wäre natürlich zunächst das Fördersystem für den Nachwuchsleistungssport, das dann bundesweit auf dem Prüfstand steht. Um es zu verdeutlichen: Wir erhalten zur Zeit Jahr für Jahr eine Fördersumme im unteren fünfstelligen Bereich, die uns aus Mitteln der hessischen Landesregierung bzw. des Landessportbundes Hessen für unsere Auswahlen zur Verfügung gestellt wird. Diese Summe ergibt sich unter anderem aus der Tatsache, dass wir eine olympische Sportart sind - wenn auch keine sogenannte Schwerpunktsportart. Wenn der "Olympia-Faktor" wegfällt, wird diese Summe wahrscheinlich rapide sinken, wenn nicht sogar ganz wegfallen. Ich habe in den letzten Jahren immer wieder auf Bundesebene deutlich gemacht, dass der DBV auch einen Notfall-Plan für den Eintritt dieses Ereignisses haben sollte. Ich meine hier insbesondere die Förderung des Breitensports. Auch wenn es diesen Notfall-Plan vielleicht schon gibt: Eine Umstellung unserer Verbandsstrukturen von einer eher leistungssportlichen Ausrichtung zu einer eher breitensportlichen Ausrichtung hätte längst in die Wege geleitet werden müssen. Hier ist viel Zeit verloren gegangen. Ich plädiere daher dafür, dass unmittelbar nach der IOC-Entscheidung - wie auch immer diese auch ausfallen mag - der DBV und die Landesverbände sich im Rahmen einer außerordentlichen Bundesversammlung über die künftige Ausrichtung unserer Sportarten Baseball und Softball verständigen. Renner: Was würde auf die Vereine zukommen die sich lediglich in den hessischen Ligen bewegen, sind diese stärker betroffen? Hornig: Abgesehen von dem sinkenden finanziellen Niveau auf Ebene des HBSV bzw. der Auswahlmannschaften und dem möglichen Imageverlust sind die Auswirkungen für die Vereine, die sich in den hessischen Ligen bewegen eher gering. Aber es muss nach einer abschlägigen Entscheidung des IOC auf alle Fälle ein Umdenken auf allen Ebenen unserer Sportorganisation stattfinden. Unser frühere Präsident Andreas Klages hat es auf der letzten Bundesversammlung deutlich gesagt: Das Klientel, um das sich künftig die Sportorganisationen landauf und landab bemühen, wird weiblicher, älter und internationaler. Auf diese gesellschaftliche Entwicklung müssen wir uns ebenso einstellen, wie auf einen engeren finanziellen Spielraum. Renner: Im letzten Jahr liefen die Länderpokale der Jugend und Junioren von den Platzierungen gesehen, nicht optimal. Gibt es hierfür spezielle Vorgaben in diesem Jahr? Hornig: Ganz klar nein. Natürlich versuchen wir immer, das Optimum zu erreichen. Aber das Abschneiden unserer Auswahlmannschaften hängt von so vielen Faktoren ab, dass von Seiten der Verbandsführung nur in einem eng umgrenzten Rahmen Zielvorgaben gemacht werden. Fakt ist: Wir sind mit unseren männlichen Auswahlmannschaften und dem Trainerstab gut aufgestellt. Probleme gibt es leider bei den Juniorinnen. Hier fehlen insbesondere konkurrenzfähige Pitcherinnen. Aber das Problem ist erkannt und wir arbeiten an einer Lösung. Was mir im Bereich der männlichen Auswahlen auffällt, ist, dass wir schon seit Jahren im Schülerbereich immer sehr gut abschneiden, es aber leider nicht schaffen, diese Ergebnisse dann auch in den Folgejahren mit der Jugend- und Juniorenauswahl zu erzielen, obwohl es oft die gleichen Spieler sind, die in den Jahren zuvor schon erfolgreich in der Schülerauswahl gespielt haben. Renner: Was sind deine ganz speziellen Wünsche und Ziele für das kommende Spieljahr 2009? Hornig: Wie bereits gesagt: Mehr Breitensport, mehr Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen, gezielte Nachwuchsförderung und ein gutes Miteinander innerhalb des gesamten Verbandes. Wenn dann noch die Deutsche Nationalmannschaft bei der WM in Regensburg über sich hinaus wächst und die Vorrunde erfolgreich übersteht, wäre ich sehr zufrieden.

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